Gorbatschows bevorstehende Wahl war auch im Westen kein Geheimnis: Bereits im März 1984 äußerte George Bush, der nächste Präsident heiße Gorbatschow.
Gorbatschow weihte Bush persönlich in seine Pläne ein, und späte- stens 1987, anläßlich einer USA-Reise, kamen die beiden Politiker überein, die Sowjetunion friedlich von innen heraus aufzulösen. Die USA waren erfreut, ihren mächtigsten Gegner auf diese elegante Weise loszuwerden und stimmten zu, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der UdSSR einzumischen.
Die Hauptschwierigkeit einer friedlichen und unblutigen Revolution bestand darin, die kommunistischen Parteimitglieder, die in diesem System aufgewachsen sowie einkommens- und statusmäßig von ihm abhängig waren, zur Zustimmung zu bewegen. Dazu wurde einerseits das Volksvermögen „gerecht” unter der Nomenklatura aufgeteilt, andererseits auch für die übelsten Verbrechen Straf- freiheit zugesichert. Das Volksvermögen wurde, vom Westen geduldet, von den Herrschenden geplündert. Das war vielleicht übergangsweise nicht anders möglich, um das riesige Land vor dem Chaos zu bewahren. Möglicherweise hätte Gorbatschow die Auswüchse rückgängig ge- macht, wenn er weiter an der Macht geblieben wäre - das möchte man zumindest gerne glauben.
*Joseph Pozsgai: „Der Preis der Wende - Gorbatschows Masterplan für den Systemwechsel“, München 2006; ein sehr empfehlens- wertes Buch, das die geschichtlich-politischen Hintergründe der UdSSR und der Ostblockstaaten einschließlich der DDR und der „Wiedervereinigung” vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis hinein in die Gegenwart auf spannende Weise vermittelt.
* Attribution: Ria Novosti archive, image #359290/Yuryi Abramochkin/CC-BY-SA 3.
copyright Rolf Gleichmann, Januar 2010
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